Manchmal begegnen uns Bücher nicht nur zur richtigen Zeit – manchmal scheinen sie geradezu auf uns zu warten. Wie Menschen, die man zufällig trifft und erst später versteht, dass es keine Zufälle gab. So ging es mir mit „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ von Michiko Aoyama und „Das Geschenk eines Regentages“ von Makoto Shinkai. Zwei japanische Buecher, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnten – das eine ein episodischer Roman voller Hoffnung und sanfter Lebensveränderungen, das andere eine poetische Erzählung über Einsamkeit, Begegnung und die bittersüße Schönheit des Vergänglichen. Was sie verbindet, ist etwas Tieferes: Sie erzählen beide von den leisen, fast unmerklichen Momenten im Leben, in denen sich etwas verschiebt – ein Gedanke, ein Gefühl, eine Richtung. Beide Bücher handeln davon, dass man manchmal nicht viel braucht, um weiterzukommen. Nur ein Gespräch. Einen Blick. Einen Regentag. Oder ein Buch.
Ich bin nicht auf der Suche gewesen, als ich sie gelesen habe. Doch die Bücher haben mich trotzdem gefunden. Und obwohl sie in der Sprache, Struktur und Atmosphäre sehr unterschiedlich sind, haben sie mir auf ihre Weise etwas geschenkt: Ein tieferes Verständnis für die Stille. Für die Macht des Lesens. Und für die unsichtbaren Fäden, die unser Leben verbinden – mit anderen und mit uns selbst. In den folgenden Rezensionen möchte ich euch mitnehmen in diese beiden Welten. Ich erzähle euch, was mich bewegt hat, worüber ich nachgedacht habe, was geblieben ist. Vielleicht findet ihr euch darin wieder. Vielleicht findet ihr eines der japanischen Buecher – oder beide – genau zur richtigen Zeit.